Von spontan zu durchgeplant, aber nicht garantiert

Myriam Mathys
·
13. März 2023
2023 03 13 bahnhof basel sbb

Jahrelang bin ich auch innerhalb von Europa sehr viel geflogen, vor allem beruflich bedingt, aber auch aus familiären Gründen. Doch dies hat sich schon seit einiger Zeit geändert: Und mittlerweile sind es nur noch «eine Hand voll» Flüge pro Jahr.

Der Wechsel auf die Bahn ist mir nicht wirklich schwergefallen, da ich es eh viel entspannter finde, mit dem Zug zu fahren. Eigentlich.
Ich bin nicht die einzige, die ich in den letzten Jahren verstärkt über die Verspätungen der Deutschen Bahn stöhnen höre. Wobei mir durchaus bewusst ist, dass diese nicht immer auf deren eigenes Verschulden zurückzuführen sind. Aber mühsam ist es trotzdem. Eigentlich. Denn es gelingt mir tatsächlich immer öfter, die geschenkte Extrazeit als Entspannungszeit für mich zu sehen, statt mich zu ärgern. Aber bei zwei Stunden Verspätung ist meine Toleranzschwelle dann auch langsam überschritten. Da muss ich noch etwas an meiner Gelassenheit üben.

Leider wird mein für den internationalen öffentlichen Verkehr schlagendes Herz gerade wieder mal ziemlich arg strapaziert: Denn zu unserem 10. Hochzeitstag haben Harry und ich einen romantischer Kurztrip nach Paris geplant. Der nun Streik-bedingt ins Wasser fällt. Und das ist echt nicht cool! – Wobei es – nebenbei gesagt – auch nichts gebracht hätte, wenn wir statt auf den TGV auf Flüge gesetzt hätten.

Zurück zum Auto will ich aber auf keinen Fall. Auch wenn ich in der Zeit, als ich für ein paar Jahre in München wohnte, die Strecke in die Schweiz und zurück eigentlich immer ganz gerne mit dem Auto gefahren bin. Aber vom eigenen Auto habe ich mich schon vor rund 15 Jahren – nicht nur aus Umweltschutzgründen – verabschiedet. Wenn man in einer Stadt wie Zürich wohnt, die so gut mit dem ÖV erschlossen ist, braucht man aus sachlichen Gründen einfach keines. Und fürs Ego brauche ich schon gar keins. Übrigens: Dass mein Mann als Deutscher bereit war, auf ein Auto zu verzichten, war für mich ein klarer Indikator, dass er langsam vom Berliner zum Zürcher mutiert.

Meinen Paris-Trip-Frust habe ich nun in Form von Recherche- und Buchungsenergie in die Ferienplanung investiert. Es hilft mir generell immer am besten, ein gescheitertes Ziel durch ein neues Ziel, auf das ich mich wieder freuen kann, zu ersetzen. Dann kann ich auch ganz schnell loslassen und ärgere mich nicht noch tagelang.

Und da ich die Corona-Zeit u.a. auch dafür genutzt hatte, eine neue Sprache (nämlich Spanisch) zu lernen, machen wir im Frühling (so quasi als Belohnung für mich) eine Interrail-Reise nach und durch Spanien.
Natürlich schwingen da bei mir ein paar nostalgische Gefühle mit: Denn ich kann mich noch gut an meine erste Interrail-Reise mit Anfang 20 nach Skandinavien erinnern. Speziell an die oft überfüllten 2. Klasse-Abteile und wie wir (das heisst eine internationale Gruppe von jungen Reisenden, die sich zufällig in einem Zug trafen) in den Gängen am Fussboden sassen oder lagen und stundenlang miteinander quatschten. Wir liessen uns einfach treiben und es war ein wundervolles Abenteuer!

Mittlerweile gibt es Interrail ja auch für «Ü25» und zum Glück auch für die 1. KIasse. Denn im Gang auf dem Boden zu sitzen, ist ehrlich gesagt nicht mehr so mein Ding. Und ich habe meinem Mann auch zugesagt, dass er einen kleinen Rollkoffer mitnehmen kann und nicht nur einen Rucksack, auch wenn dies nicht ganz so Interrail-like aussieht.

Dass man heute, wenn man mit dem Interrail-Abo unterwegs ist, auf dem Boden sitzen muss, dazu kann es übrigens kaum mehr kommen. Denn für die Hochgeschwindigkeitszüge braucht es nun zwingend eine Sitzplatzreservierung. Und zwar auch in der 2. Klasse. Und diese muss man sehr früh buchen, damit man noch einen Platz bekommt und überhaupt mit einem solchen Zug fahren kann.

Das ist schon einiges weniger spontan, als wie wir selbst als junge Erwachsene gereist sind. Wobei es damals ja auch noch gar keine Züge gab, die mit 300 km/h durch die Gegend düsen. Aber vielleicht braucht man das ja auch gar nicht, wenn man keine Eile hat. Denn es gibt natürlich auch heute noch viele Regionalzüge, mit denen man zwar wesentlich langsamer vorankommt, aber in denen man sicher noch Platz findet, auch ohne Sitzplatzreservierung. Sich treiben lassen geht also immer noch. Wobei ich selbst heute schon eher vorausschauend plane, ich geb’s zu. Denn dann ist man auf der sicheren Seite. Theoretisch wenigstens.

Denn da kommt ein Gedanke in mir auf, der meine Vorfreude etwas trübt: Was, wenn die Franzosen auch in zwei Monaten noch streiken? Dann kommen wir mit dem Zug ja gar nicht bis nach Spanien! – Und ich ertappe mich dabei, dass ich mich frage, ob ich nicht doch vielleicht „einfach nur so sicherheitshalber“ zwei Flüge nach Spanien buchen sollte? – Nein, das werde ich jetzt mal schön lassen! Denn notfalls kämen wir ja vielleicht auch noch per Autostopp oder zeitgemässer mit einer Mitfahrtgelegenheit bis an die spanische Grenze…

Herzliche Grüsse,

Myriam
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