Vom Umgang mit anderen Meinungen

Myriam Mathys
·
24. Februar 2025
2025 02 25 white splash ink black background

Eigene Überzeugungen zu haben und anderen wirklich zuhören zu können, wenn sie anderer Meinung sind, ist gar nicht so einfach…  Auch nicht für mich. Obwohl ich der Meinung bin, dass es zentral ist, sich gegenseitig mit Respekt zu behandeln und einander wirklich zuzuhören. Gerade, wenn man anderer Meinung ist.

Wenn ich mit Gruppen arbeite, fällt mir das ja auch nicht schwer, denn da gibt es methodische Ansätze wie «Dynamic Facilitation», denen genau diese Haltung und dieses Verhalten zugrunde liegt.
Was aber ist mit respektloser Email-Kommunikation im 1:1-Austausch? Ich habe grad kürzlich wieder mal ein «Hass-Mail» erhalten, in dem mir einer erklärt hat, wie ich die Welt zu sehen habe. Und ich frage mich: Warum macht der das? Hat das was mit der aktuellen Weltlage zu tun, wo es jetzt glasklare Ansagen gibt, was als «gut» und was als «schlecht» zu betrachten ist? Hat er deshalb mit seiner extremen Meinung «Oberwasser» gewonnen? Und fühlt sich darin bestärkt, selbst andere abwerten zu dürfen?
Bei Menschen, von denen ich weiss, dass sie eine andere Meinung (z.B. zum Thema Gendern) haben, bemühe ich mich ganz bewusst, mich sehr differenziert zu äussern. Denn für mich ist klar, dass es nie nur Schwarz-Weiss gibt, sondern immer auch viele Schattierungen dazwischen. Und extreme Haltungen entsprechen mir eh nicht.
Aber, was mache ich, wenn vom Gegenüber auf ein «Vermittlungsangebot» ein massiver Gegenangriff unter der Gürtellinie folgt? So richtig perfide…
Darauf habe ich noch keine zufriedenstellende Antwort gefunden. Es macht mich ehrlich gesagt traurig und irgendwie hilflos. Und ich meide in der Folge den weiteren Kontakt. Das ist vielleicht feige. Aber ich will keine Lebensenergie an sowas verschwenden. Wertvolle Energie, die ich fürs konstruktive Mitgestalten unserer Zukunft brauche.

Manchmal verbirgt sich in einer geäusserten anderen Meinung zu einem Sachverhalt gar nicht wirklich eine andere Meinung, sondern eine «hidden agenda», also nicht geäusserte Zielsetzungen, die im Hintergrund mitlaufen.
Und auch das hat einen grossen Einfluss auf die schriftliche Kommunikation: es macht sie schwerfällig und mühsam. Wenn sich zum Beispiel jemand in der seiner Organisation profilieren will, vielleicht ja auch, um seinen Job zu sichern. Dann treibt die Kommunikation manchmal obskure Blüten. Und es ist ein Wahnsinn, was das für einen (Mehr-)Aufwand verursacht!
Aber auch in so einem Fall ist es wichtig, in der eigenen Kommunikation respektvoll zu bleiben und weiterhin offen zu sein. Und das Ganze vielleicht einfach als eine Gelegenheit zu sehen, sich in Geduld zu üben… – Das kann ja nie schaden.

Herzliche Grüsse,

Myriam

Nach oben scrollen