Im eigenen Rhythmus leben und arbeiten

Myriam Mathys
·
22. Mai 2024
2024 05 22 meer

Wir sitzen auf der Terrasse und blicken einfach raus auf den Wald und in den Himmel. «Hörst du diese «plastische Stille?» fragt mein Schwager Axel. «Es ist so, wie früher auf dem Dorf!» – Ja, ich kann es hören: die Bäume rauschen leise im Wind und da und dort hört man das Gezwitscher eines Vogels… Für mich ist es eine «lebendige Stille», im wahrsten Sinne des Wortes. Und ich geniesse das sehr.

In der Natur ist es mir auch gar nie langweilig: Es gibt immer etwas Interessantes zu entdecken. Und sei es noch so klein. Ein klitzekleines Blümchen zum Beispiel, einen bunten Stein oder eine angespülte Muschel.

Und obwohl ich gar nicht der klassische Badeferien-Typ bin, der stundenlang an der Sonne brät, so bin ich doch sehr gerne am Meer (allerdings am liebsten, wenn der Strand möglichst menschenleer ist, was vor allem in den frühen Morgenstunden der Fall ist) und schaue einfach in die Wellen und in die Weite. Auch hier ist diese «lebendige Stille» zu hören, der Rhythmus der Wellen, die sich langsam erheben und zischend wieder in sich zusammenbrechen. Es ist ein zutiefst beruhigender und entspannender Rhythmus, obwohl es sich ja eigentlich gar nicht um einen regelmässigen Rhythmus handelt, sondern um einen unregelmässigen Vorgang. Doch das macht ja gerade alles Lebendige aus: Dass es nicht immer ganz genau gleich durchgetaktet ist. Dass sich der Lebensrhythmus stets an den aktuellen Kontext anpasst: Beim Meer in erster Linie an die Gezeiten und den Wind.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie und wo ich meine Freundin Hildegard vor nunmehr 30 Jahren kennengelernt habe: Auf einer langen Fahrt nach Ungarn, wo wir gemeinsam mit anderen einen Keramikkurs besuchen wollten. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden und sie hat mich von Anfang an durch ihre Eigenständigkeit beeindruckt. Für Hildegard war und ist es stets wichtig «im eigenen Rhythmus» leben zu können. So, wie es sich für sie stimmig anfühlt. Dort verweilen zu können, wo es für sie gerade wichtig ist.

Und mir wird immer klarer, wieviel Lebensweisheit darin steckt: Im eigenen Rhythmus leben. Was bedeuten würde: Auch im eigenen Rhythmus arbeiten.

Ist das überhaupt möglich? – Wenn man für sich alleine arbeitet, sicherlich.

Aber im Team? –  Ja, wenn die Führung dies zulässt und Selbstorganisation wirklich gelebt wird, dann schon. Es braucht einfach Meetings mit Scharnierfunktion, damit die Kommunikation zwischen den einzelnen Teammitgliedern fliesst und gemeinsame Entscheidungen gefällt werden können. Und man muss wissen, wie man solche Meetings facilitiert.

Sonst hat man keine funktionierende Selbstorganisation, sondern nur das nackte Chaos. Auch das ist zwar Natur, aber kein Kontext in dem das Zusammenarbeiten besonders gut funktionieren würde.

Herzliche Grüsse,

Myriam

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