Hierarchie? Ja, gern!

Franziska Gottschalk
·
28. November 2022
2022 11 28 hierarchie ja, gern

In unseren Zeiten der Transformation erlebe ich so einige Missverständnisse. Oder Dinge, die sich irgendwie so eingependelt haben und nun etwas schief in der Landschaft stehen. Ein Klassiker: «Agilität und Selbstorganisation bedeuten Chaos.»

Aus meiner Perspektive das grösste Missverständnis überhaupt. Nur weil es keine hierarchische Pyramidenstruktur gibt, heisst das nicht, dass ein Team, eine Organisation ohne Strukturen arbeiten sollte. Ganz im Gegenteil! Agilität und Selbstorganisation brauchen klare Strukturen. Nur andere. Und mit voller Transparenz.

Hier ein praktisches Beispiel: Gehen wir davon aus, dass der Grossteil unserer täglichen Entscheide im beruflichen Alltag fachliche Entscheidungen sind. Meine Annahme: 80% unserer Entscheide sind Alltagsentscheide.

Und gehen wir auch davon aus, dass unser Team aus Menschen besteht, die gut bis ausgezeichnet qualifiziert sind für die anstehenden Aufgaben, genau(!) wissen, was ihr Verantwortungsbereich ist und die die Kompetenz haben, in diesem Rahmen zu arbeiten, zu entscheiden und zu entwickeln

Dann spielt die «Hierarchie der Rolle». Du entscheidest! Klar. Eindeutig. Kein Chaos weit und breit.

In deiner Rolle, deren Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortungen im Team klar und transparent sind, kannst du selbständig entscheiden. Du musst niemanden fragen oder um Erlaubnis bitten. Du bist ja für diese Aufgaben eingestellt und super qualifiziert: DEINE Rolle – DEIN Verantwortungsbereich – DEIN Entscheid. Krass ausgedrückt: Du bist die Chefin/ der Chef deiner Rolle und gibst den Tarif durch.

Tönt befreiend – oder?

Oder vielleicht denkst du jetzt: Ja, ABER, das geht doch nicht so einfach! – Doch, mit klaren Strukturen und transparenter Kommunikation funktioniert das wunderbar: Und zwar am besten mit regelmässiger transparenter Information an diejenigen, deren Arbeit dein Entscheid beeinflusst, mit Feedback an dich von Teammitgliedern und/oder Führungskräften. Und dies regelmässig, eng getaktet, direkt, wertschätzend sowie lern- und lösungsorientiert.

Und das Wichtigste: Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortungsbereich passen zu deiner Qualifikation und Persönlichkeit. Das heisst, der gesetzte Rahmen ist nicht zu eng und auch nicht zu gross. Und doch mit genug Spielraum für dein persönliches Wachstum.

Und wenn sich doch einmal etwas nicht so sicher zum allein entscheiden anfühlt, nutze einfach eine weitere Struktur: den «konsultativen Einzelentscheid».
Aus deiner Rolle heraus suchst du aktiv die Beratung relevanter Experten oder Stakeholder, um deren Einwände, Fragen, Ideen und Ratschläge zu hören. Diesen Perspektivenwechsel kannst du nutzen und in deinen Entscheid integrieren. In Situationen, in denen der Entscheid irreversible oder mit weitreichenden Folgen verbunden ist, kann dieses Vorgehen sehr sinnvoll sein. Und gleichzeitig bleibst du entscheidungsstark im «Driver Seat» und die Chefin/ der Chef deiner Rolle.
Zu schön, um wahr zu sein? Probiert es aus und bilde dir selbst eine Meinung!

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