Es ist keine gute Idee, nur eine einzige Methode zu kennen, nur ein einziges «Tool» zur Hand zu haben, um mit einer Gruppe zu arbeiten. Denn wer nur einen Hammer hat, gerät leicht in Versuchung, auch Schrauben als Nägel zu behandeln. Wer das schon mal probiert hat, weiss, dass das nicht wirklich funktioniert.
Kürzlich habe ich mit einer Gruppe von Leuten, die eine gemeinsame Vision und ein methodisches Vorgehen teilen, mit Dynamic Facilitation gearbeitet. Und einige hatten richtig Mühe, sich auf diese so ganz andere Art der Facilitation einzulassen. Weil sie einfach voll und ganz hinter ihrem eigenen Ansatz stehen.
Was ich auch irgendwie verständlich finde. Denn ich weiss ja auch, was ich methodisch gut finde und warum. Allerdings haben wir bewusst einen breiten Methodenkasten.
Eine Kollegin hat bei der erwähnten Veranstaltung in der Schlussrunde eingeworfen, dass sie ja natürlich auch voll und ganz hinter ihrem Ansatz stehe. Aber dass sie es einfach wichtig fände, auch andere (anschlussfähige) Methoden zu lernen, um geistig flexibel zu bleiben. – Das kann sehe ich auch so!
Und zudem: Der geschärfte Blick auf das andere, schärft auch den Blick auf das eigene. Oft wird einem die Essenz einer Methode auch erst wirklich bewusst, wenn man sie neben andere stellt und schaut, was sie denn im Kern wirklich ausmacht, warum sie wann funktioniert. Und das weitet auch den Blick dafür, wann man eine Methode anwenden sollte, und wann wohl besser nicht.
Manchmal kann es übrigens auch passieren, dass man eigentlich eine grundsätzlich passende Methode für das zu lösende Problem ausgewählt hat, aber der Kontext hätte nach etwas anderem verlangt. Vielleicht wäre diesmal nicht Nageln angesagt gewesen, sondern Kleben, weil sich der Untergrund schlicht als zu porös erwiesen hat. Doch manchmal merkt man dies erst, wenn man den Nagel bereits eingeschlagen hat. Das ist mir kürzlich auch wieder einmal passiert. Und dann muss man dann nachträglich doch noch Kleben…
Darum ist auch die Arbeit mit einer Vorbereitungsgruppe, die wirklich das ganze System repräsentiert, mit dem man arbeitet, so wichtig. Nämlich, um den Kontext und konkrete Herausforderung wirklich gut verstehen zu können, wodurch sich die Chance, das richtige «Tool» zur Bearbeitung des Problems zu finden, massiv erhöht.
Herzliche Grüsse,