Erfahrungslernen ist nachhaltig

Myriam Mathys
·
9. Januar 2023
2023 01 09 top view pink sports attributes

Ich habe einen Trick: Ich beginne nie erst am 1. Januar damit, Vorsätze in die Tat umzusetzen. Sondern immer schon möglichst sofort, wenn sie mir in den Sinn kommen. Und das ist ja jeweils spätestens im Dezember (könnte aber auch mitten im Jahr sein). Jedenfalls funktioniert es bei am besten, wenn ich es sofort, sobald eine Einsicht in mir gereift ist, zur Tat schreite.

Leider musste ich diesmal etwas warten, um mit Umsetzen zu beginnen, da mich im Dezember noch irgend so ein Erkältungsvirus heimgesucht hat. Aber als ich dann wieder fit war (kein Schnupfen und kein Husten mehr), bin ich sofort ins Fitness-Studio gegangen und habe mich angemeldet.
Und trainiere seither: moderat, aber regelmässig und vielseitig, so dass sich einzelne Muskelgruppen immer wieder erholen können. Mit Pausentagen dazwischen, an denen ich dann nur möglichst viele Schritte zu Fuss gehe. Und habe so bereits 13 «Bewegungstage» geschafft, bevor das Business wieder zu brummen beginnt.

Das sind zwar noch nicht die berühmten 21 Tage, die es offenbar braucht, damit sich neue Handlungen langsam als Gewohnheit verankern können. Aber immerhin habe ich schon fast zwei Drittel davon. Und ich beginne zu spüren, wie mir das – an Körper und Seele – guttut. Und das überzeugt nun auch meinen Kopf, dass der Entscheid richtig war. Und ich weiss, ich werde damit jetzt weiterfahren.

Ja, etwas selbst zu erleben, einen positiven Effekt selbst zu erfahren, das ist – nicht nur für mich – immer viel überzeugender als etwas nur vom Hörensagen zu wissen. Dies lässt sich auch auf ganz anderen Gebieten, zum Beispiel in der Führungspraxis erleben.

Wenn ich als Führungskraft nicht weiss, wie sich das anfühlt, mit den Kolleginnen und Kollegen im Führungsteam auch einmal ganz offen über eigene Herausforderungen und persönliche Schwächen zu reden, dann werde ich wohl auch nicht dafür sorgen, dass in meinem Team Raum geschaffen wird, um «den ganzen Menschen» einzuladen, um sich zu zeigen. Unsere Mitarbeiter:innen schicken ja nicht nur ihren intellektuellen Fähigkeiten und ihre Hände zur Arbeit, sondern sind immer ganz da: mit allem, was sie gerade beschäftigt. 

Wenn ich als Führungskraft nie selbst erfahren habe, wie es ist, über das eigene Tun zu reflektieren., wenn ich nie mitbekommen habe, wie plötzlich bei mir selbst oder im Austausch mit anderen neue Einsichten entstehen, die mir selbst weiterhelfen, dann werde ich wohl auch nicht in meinem Team dafür sorgen, dass wir uns alle gemeinsame Zeit zum Reflektieren darüber nehmen, wie wir überhaupt miteinander zusammenarbeiten und was sich diesbezüglich vielleicht verbessern liesse.

Diese Aufzählung liesse sich beliebig fortführen. – Sich als Führungsverantwortliche:r den Vorsatz zu fassen, sich selbst herauszufordern, das eigene Führungsverhalten wieder einmal einer kritischen Betrachtung zu unterziehen und Neues zu lernen, ist an keinen fixen Termin gebunden. Es lässt sich immer in die Tat umsetzen – es gibt viele gute Angebote. Sich jetzt zu Jahresbeginn damit zu beschäftigen, ist aber sicher keine schlechte Idee.

Nach oben scrollen