Denken Führungskräfte zu wenig nach?

Myriam Mathys
·
24. September 2024
2024 09 24 bild faceless man looking lake

Ist diese Frage wirklich ernst gemeint…? – Denn Führungskräfte denken doch den ganzen Tag lang nach (und manchmal zusätzlich in einer schlaflosen Nacht)! Sie machen sich beispielsweise Gedanken darüber, wie dem aktuellen Umsatzrückgang am besten begegnet werden kann, wie es das Unternehmen schaffen könnte, offene Stellen mit qualifizierten und engagierten Leuten zu besetzen oder wie es gelingen könnte, ein neues Kundensegment zu erschliessen.

Doch denken sie auch über ihr eigenes Tun nach? Darüber, welche Auswirkungen ihr persönliches Verhalten im Sinne einer Vorbildwirkung (wobei dies jetzt explizit nicht nur positiv gemeint ist) auf die Mitarbeitenden hat? Denken sie darüber nach, wie die Zusammenarbeit und Führungskultur im Unternehmen wirksam verbessert werden könnte? Setzen sie sich ernsthaft mit neuen Formen der Zusammenarbeit auseinander? Kurz: Nehmen sich Führungskräfte die notwendige Zeit und den Raum, um zu Reflektieren – über das, was sie selbst als Mensch und ihre Mitarbeitenden wirklich weiterbringen würde?

Ja, natürlich gibt es Führungskräfte, die genau dies tun! Und es ist für mich immer sehr bereichernd, mit ihnen im Austausch zu sein und zu hören, wie sie die Welt verstehen.

Ich besuche gerade eine Weiterbildung bei Nicolas Janni, der mit seinem Buch «Leader as healer. A new paradigm for 21-century leadership» den «UK-Business Book of the Year Award 2023» erhalten hatte. Ein empfehlenswertes Buch: sehr inspirierend, was er zu sagen hat! – Er würde wohl eher sagen, dass Führungskräfte im Allgemeinen zu viel denken, jedoch zu wenig wahrnehmen: Dass sie ihre eigenen Gefühle nicht fühlen und nicht spüren, wie es den Menschen um sie herum eigentlich wirklich geht. Und dass sie nicht nur im TUN sein sollten, sondern zuallererst auch im SEIN verankert. Weil nur durch die Verbindung von beiden Modi Höchstleistung erreicht werden kann.

Ja, aber das bedingt eben auch Zeit und Raum für Selbstreflexion…

Ich hoffe sehr, dass eine Kollegin, die früher auch in Führungspositionen tätig war, sich irrt, wenn sie auf die Frage, welche Prioritäten Führungskräfte in Sachen Weiterbildung denn haben, sagt: «Sicher nichts, was mit Nachdenken über das eigene Tun zu tun hat.»

Denn über das eigene Tun nachzudenken, seine Gefühle zu fühlen und zu spüren, wie es den Menschen um mich herum geht, lohnt sich, davon bin ich überzeugt. Für alle – und für Führungskräfte ganz besonders, weil sie einen besonders grossen Impact auf andere Menschen haben.

Herzliche Grüsse,

Myriam

Nach oben scrollen